Die 1b-Lösung – KLUB DIALOG

Die besten Ideen fallen mir unter der Dusche ein. Oder beim Staubsaugen. Auch Spazieren gehen eignet sich hervorragend zum ‘allmählichen Verfertigen’ von Gedanken. Hauptsache, ich habe nicht allzu lange über dem Problem gebrütet, sondern das Unterbewusstsein machen lassen. Zugegeben, im Alltag ist es ganz schön unsystematisch, dieses Vorgehen.

Ich kann ja schlecht im Großraumbüro anfangen zu saugen, wenn ich nach stundenlangem Grübeln gerade die fünfzehnte Idee verworfen habe. Deshalb gibt es allerlei Methoden, die dem Gehirn auf die Sprünge helfen. Brainstorming und -writing, Mindmapping, Walt-Disney-Methode, Analysetools und Strategiewerkzeuge. Kennt ihr alles.

Für komplexere Anliegen gibt es sogar welche, bei denen das Verwerfen von Ideen gleich mit drin ist, Design Thinking oder Scrum zum Beispiel. Die versprechen planvolle Zielerreichung durch serielles Verbessern. Trial and error, nur eben mit Methode. Trotzdem, die Knüller-Lösung will sich bei mir auch so nicht immer einstellen.

Neulich stieß ich auf einen TED Talk von Simone Giertz. Darin erklärt die schwedische Erfinderin und YouTuberin, warum sie “Shitty Robots” fabriziert. Absolut nutzlose Maschinen, wie einen Helm zum automatischen Zähneputzen. Braucht keiner, kann man auch kein Geld mit verdienen.

Das Schöne beim Bauen unnützer Sachen sei ja eben, meint Giertz, dass man niemals wisse, was die beste Lösung sei: „Einen Zahnputz-Helm zu bauen, ist vielleicht nicht die Antwort. Aber zumindest hast du die richtige Frage gestellt.“ Zum Beispiel, warum Zähneputzen so langweilig ist – und was man dagegen tun kann.

Nun gehört der Unterhaltungsfaktor von Zähneputzen nicht unbedingt zu den drängenden Problemen der Menschheit. Aber den Gedanken an sich finde ich bestechend: Die perfekte Lösung ist erstmal gar nicht das Ziel. Sondern vielmehr deht es sich darum, die richtige Frage in die Welt zu bringen. Wer nachfragt, erkennt das Problem. Das ist ja überhaupt schon der erste Schritt zur Lösung.

Also lebe ich einfach noch ein Weilchen weiter mit meiner 1b-Lösung, mit der wackeligen Skizze, dem improvisierten Zwischenstand.

— Und hier geht’s zum erwähnten TED-Talk.

Die Autorin

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