KLUB REISE #13 – KLUB DIALOG

KLUB REISE #13

Beweg dien Mors!
07. Februar 2020 | 17:45 Uhr | Domsheide, vor Kapitel 8

Das Reisetagebuch

Foto: Frank Pusch

Domsheide an einem Freitagabend, ein kalter Februarwind weht uns um die Nase. Wieder einmal wissen wir nicht so richtig, was uns gleich blühen wird. Eine Reise steht an, schon klar. Aber irgendetwas ist diesmal anders. Wo bleibt der Bus, der uns in typischer KLUB REISE-Manier vorwärts – oder auch mal in Schrittgeschwindigkeit rückwärts – an aufregende Orte manövriert? Zum Glück erscheint aus der Dunkelheit eine Lichtgestalt. Etwas, an das wir uns halten können: Unser strenger Reiseleiter Peer ist da!

„Beweg dien Mors“ – so lautet das Thema der heutigen KLUB REISE. Reiseleiter Peer übergibt das Wort an KLUB DIALOG-Vorstandsmitglied Marco Höhn, der zunächst das Motto umreißt: Es geht heute um Bewegung, um Mobilität, darum einen Blick in die Zukunft zu werfen, Ideen und alternative Konzepte aufzuzeigen, aber auch darum, die eigene Mobilität zu hinterfragen. Warum entscheide ich mich für ein bestimmtes Fortbewegungsmittel und gegen ein anderes? Wie flexibel bin ich, wenn es um die eigene Bequemlichkeit oder um Statussymbole geht? Und wie ist es überhaupt um die Mobilität in der Hansestadt bestellt? All diesen Fragen wollen wir uns heute Abend nähern. Und welche Ziele steuern wir hierzu an? Das bleibt zunächst geheim.

Sonderfahrt per Straßenbahn

Unter die illustre Reisegruppe hat sich bereits eine Person gemischt, die weiß, wie und wohin wir uns als erstes bewegen: Jens-Christian Meyer, Sprecher der Bremer Straßenbahn AG begrüßt uns herzlich und ruft uns zu: „Ich habe euch eines meiner Dienstfahrtzeuge mitgebracht.“ Wir drehen uns um und da steht sie: die gelbleuchtende Straßenbahn mit dem klangvollen Namen Partitur.

Foto: Frank Pusch

Mit einem kühlen Getränk in der Hand lauschen wir Jens-Christian, der uns schon längst das Du angeboten hat und düsen per Partybahn auf direktem Wege Richtung Flughafen zum BSAG-Depot. Mit rund 350 Bussen und Straßenbahnen befördert die BSAG täglich fast 300.000 Menschen in Bremen und umzu und bildet damit ganz klar das Rückgrat des Bremer Verkehrs. Aber nicht nur das – für rund 2.400 Menschen bietet die BSAG sehr sichere und vor allem flexible Arbeitsplätze. Ein Bremer Leuchtturmunternehmen im Hinblick auf moderne Teilzeitmodelle, Beschäftigungsmöglichkeiten für berufliche Quereinsteiger und Menschen, die kurz vor dem Rentenalter stehen. Was sagen die Angestellten? Denen gefällt’s – eine besonders hohe Arbeitnehmerzufriedenheit und eine sehr geringe Fluktuation sprechen für sich. Bernhard Skowronek beispielsweise – der uns heute per Bahn sicher durch die Stadt bewegt – ist bereits seit 1986 im Betrieb tätig.

Zurück zum Thema Mobilität: Wir stehen nun im Eingangsbereich in einer der riesigen Hallen des BSAG-Depots am Flughafendamm. Ein Schaubild illustriert sehr anschaulich die Zukunftsvision der BSAG für nachhaltige Mobilität, die seit 2017 gemeinsam von sämtlichen Abteilungen des Unternehmens entwickelt wurde. Dabei im Fokus: Ob Digitalisierung oder Elektromobilität, demographischer Wandel oder Angebotsentwicklung – überall stehen in der Verkehrsbranche die Zeichen auf Veränderung. Wie sieht die BSAG sich selbst innerhalb dieser Herausforderungen? Wo möchte sie im Jahr 2030 stehen? Klar ist: Die BSAG sieht sich als Teil der Lösung für eine klimaneutrale Mobilität und eine Steigerung der Lebensqualität in Bremen.

 

Foto: Frank Pusch

Nun dürfen wir uns nun noch etwas genauer umschauen. Einige massive Straßenbahn-Bauteile befinden sich gerade in der Wartung. „Kein Gefährt verlässt das Depot, das nicht zu 100 Prozent durchgecheckt und nachweislich sicher ist“, sagt Jens-Christian. Auch interessant: Den Aufbau von Straßenbahnen kann man sich in etwa so wie Legoteile vorstellen. Der Großteil der Technik ist auf dem Dach verbaut, damit der Platz im Inneren der Wagen optimal für die Fahrgäste genutzt werden kann.

Aus dem Publikum kommt die Frage, warum die BSAG-Flotte eigentlich noch keine mit Strom oder Wasserstoff betriebenen Busse umfasst. Die BSAG beobachte den Markt an der Stelle äußerst genau, weil sie sehr an einer Lösung interessiert ist – aktuell gebe der Markt allerdings noch keine zufriedenstellen Optionen her, so Jens-Christian. Es gäbe im BSAG-Depot noch so viel zu erfahren und zu entdecken, aber die Zeit ist knapp und wir haben noch viel vor – Reiseleiter Peer drängt auf gewohnt charmante Art und Weise zur Weiterfahrt.

Autofrei durch die Innenstadt

Die KLUB REISE wäre ja nicht die KLUB REISE, wenn sich auf der Weiterfahrt in der Partybahn nicht auch noch ein inspirierendes Gespräch anbahnen würde: Wir treffen auf Ralph Saxe, u.a. verkehrspolitischer Sprecher der Grünen Fraktion in der bremischen Bürgerschaft. Worum es im Gespräch mit Peer und ihm geht? Um eine autofreie Bremer Innenstadt, die bis zum Jahr 2030 angestrebt wird.

Foto: Frank Pusch

Wie und in welchen Schritten das vonstatten gehen soll, erklärt der Politiker: Zunächst gehe es darum, die Situation für Fußgänger und Radfahrer weiter zu verbessern, insbesondere im Innenstadtbereich zwischen Wall und Martinistraße, peu à peu könne dieser Bereich dann autofrei werden und irgendwann auch diese beiden Straßen umfassen. Er ergänzt, dass die Verkehrswende aus klimapolitischen Gründen oberste Priorität haben muss. „Wenn wir unsere Mobilitätsgewohnheiten nicht überdenken und verändern, wird das nicht funktionieren.“ Ralph Saxe erzählt auch, dass die hiesigen Pläne eine Art Vorreiterrolle einnehmen und bundesweit auf Bremen geschaut wird. Peer fragt: „Aber was ist mit Leuten wie mir, ich mag mein Auto und will das auch weiter nutzen.“ Naja – das Ganze heißt ja nicht, dass man künftig komplett aufs Autofahren verzichten muss. Schon mal über CarSharing nachgedacht? Ach was, zu diesem Thema ist ebenfalls ein Experte mit an Bord: Ein freudiges Hallo an Fleming Erdwiens von Cambio CarSharing, dort verantwortlich für die Bereich Geschäftskunden und Vertrieb.

Mehr Platz in der Stadt – Autos gemeinsam nutzen

Wir hüpfen mitten im Viertel aus der Bahn und folgen Fleming Erdwiens einige hundert Meter bis zum Headquarter von Cambio CarSharing in der Humboldtstraße. Vor beinahe 30 Jahren wurde cambio – damals unter dem Namen StadtAuto – als einer der ersten Anbieter der Branche ins Leben gerufen. Fun Fact am Rande: Die Idee, eine gemeinsame Nutzung von Autos zu organisieren, kam den cambio-Gründern im uns wohlbekannten Kulturzentrum Lagerhaus. Inwiefern beeinflusst cambio unsere Mobilität und die Stadtplanung von Morgen?

Foto: Frank Pusch

So: Jedes cambio-Auto ersetzt elf private Pkw. Deswegen ist CarSharing für die Stadt- und Regionalplaner ein enorm wichtiges Instrument in der Verkehrsentwicklungsplanung. In Zukunft könnte das folgendermaßen aussehen: weniger zugeparkte Straßen, mehr Grünflächen, mehr CarSharing-Stellplätze – das Auto aber auf Abruf gleich um die Ecke. CarSharing à la cambio schafft Freiraum für mehr Lebensqualität in der Stadt. Soso.

Und welche Autos bietet cambio? Das Angebot umfasst ganz unterschiedliche Autotypen – von XS bis L, je nach Bedürfnis und Geschmack und das mit großem Erfolg: Im Jahr 2020 wird wahrscheinlich die 20.000-Kunden-Marke geknackt. Die Tendenz ist steigend, zu tun gibt es aber noch allerhand, denn deutschlandweit befinden sich heutzutage rund 42 Millionen Autos auf den Straßen – so viele wie nie zuvor.

Nachts im Universum

Glücklicherweise stellt cambio uns einige geräumige Carsharing-Autos zur Verfügung, mit denen wir zur letzten Destination chauffiert werden. Reiseleiter Peer kann leider nicht gleichzeitig in allen Wagen anwesend sein und uns die Fahrtzeit wie gewohnt mit flotten Sprüchen versüßen. Aber: Es gelingt ihm, in jedem Cambio-Car ein willenloses Medium zu installieren, das seine Rolle kurzfristig übernimmt.

Foto: Frank Pusch

In stockfinsterer Nacht erscheint ein Wal am Horizont, der uns mit silber-pink-leuchtenden Farben in seinen Bann zieht. Der ein oder andere Gast erkennt jetzt, wo wir uns hinbegeben: zum Universum® Bremen. In der aktuellen Sonderausstellung „Der mobile Mensch“ heißt uns Marena Grotheer, Leiterin der Unternehmenskommunikation, herzlich willkommen. Für uns gibt es gleich etwas zu tun: Aus Batterie, Kabel, Magnet und Schraube bauen wir den kleinsten Elektromotor der Welt. Anschließend lauschen wir Marena Grotheer und Hanke Homburg, der mit seinem Team der GfG/Gruppe für Gestaltung, die die Ausstellung kuratiert und szenografisch entwickelt hat: „Der mobile Mensch – Deine Wege. Deine Entscheidungen. Deine Zukunft.“ regt bewusst zum Nachdenken und Hinterfragen an. Besucher erfahren auf spielerische Weise mehr über ihre ganz persönlichen Mobilitätsbedürfnisse und darüber, welche Art von Mobilität zu ihnen passt, was davon jetzt schon möglich ist und an welchen Ideen zur Zeit gearbeitet wird.

Foto: Frank Pusch

Also, auf geht’s: Zu später Stunde erhalten wir die exklusive Möglichkeit, die Ausstellung auf eigene Faust zu erkunden und unter anderem den Fragen auf den Grund zu gehen, die uns schon den ganzen Abend unter den Nägeln brennen: „Was für ein Mobilitätstyp bin ich eigentlich? Und was für einer möchte ich gern sein?“ In diesem Sinne lassen wir uns treiben, nehmen noch das ein oder andere Getränk zu uns und werden zufrieden – ausgestattet mit zahlreichen inspirierenden neuen Eindrücken – in diese Freitagnacht entlassen.

Reisetagebuch: Lena Richter
Reiseleitung: Peer Gahmert
Reise-Route: Hanke Homburg, Marco Höhn, Maria Wokurka

Die Destinationen

Die Fotos

Die Veranstaltung

Foto: Frank Pusch

Irgendwie geht’s ja immer von A nach B. Über Umwege, Stolpersteine, über nassen Asphalt oder einfach geradeaus. Leichtes oder schweres Gepäck auf dem Rücken, rasend schnell oder langsam leicht. Mal entscheiden wir uns ganz bewusst, manchmal regelt’s die Bequemlichkeit. Wollen wir denn überhaupt in Überschall-Geschwindigkeit ans Ziel kommen und immer hoch hinaus? Und wenn ja, warum? Weil uns die Zeit so knapp erscheint oder weil wir einfach mal aller Welt zeigen wollen, dass wir uns was leisten können?

 

Mit der KLUB REISE #13 setzen wir uns und euch in Bewegung. Im Zeichen von Körperkraft und Elektrizität, aber auch auf der Suche nach Statussymbolen und Zukunftsvisionen düsen wir am 7. Februar durch die Hansestadt. Bist du dabei? Dann schreibe fix einen Elektro-Brief an mitreisen@klub-dialog.de

 

Auch diese aufregende Reise hat einen wundervollen Kooperationspartner, nämlich die Bremer Straßenbahn AG

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