Schmuck – nur für Dich – KLUB DIALOG

Schmuck – nur für Dich

Ein Gespräch mit Goldschmied Peter Haarstick über das, was inspiriert

„Du trägst Schmuck nur für dich ganz alleine.“ Nach diesem Motto gestaltet Goldschmiedemeister Peter Haarstick aus dem Bremer Fedelhören Schmuck für Individualisten. Manchmal inspirieren ihn dazu sogar Baumrinden oder Muster auf Kanaldeckeln. Ein Gespräch über Kreativität und alles, was schmückt.

Peter, wieviel Kreativität kannst Du Dir als Goldschmied leisten?

…Und wie sehr musst Du auf Wirtschaftlichkeit achten?

Ich leiste mir manchmal Dinge, die nur bedingt marktfähig sind. Ich mache zum Beispiel sehr gerne sehr große, verrückte Ringe, bei denen ich denke: Wer soll die denn bloß tragen? Solche Schmuckstücke zeige ich eher in Ausstellungen, zum Beispiel im Rathaus, als in meiner Ladenauslage. So ein Ring liegt manchmal zehn Jahre bei mir im Geschäft. Und eines Tages kauft ihn eine ältere Dame. Ich mache kein marktgerechtes Produkt, das hundert Leute kaufen sollen. Für so einen verrückten Ring gibt es immer nur einen passenden Käufer. Dazu musst Du stehen.

Wem steht denn welcher Schmuck?

Dir steht nur, was dir selber gefällt! Du trägst Schmuck für dich ganz alleine, nicht für andere. Wenn Du versuchst, mit Schmuck auf andere Eindruck zu machen, dann ist etwas verkehrt. Dann würdest Du auch eher nicht bei mir kaufen, sondern in den Konsumtempeln. Du würdest zum Beispiel einen Cartier- oder Bulgari-Ring kaufen, bei dem die Leute wissen was es ist und was es kostet. Diese Massenprodukte graben unserer Branche heute ganz stark das Wasser ab. Die Wertschätzung für Individualität, das für mich Gemachte, geht verloren. Das übernimmt das Markenimage.

Bekommst Du auch Aufträge?

Eher selten. Manchmal bringen Leute Opale aus Australien oder sie haben etwas geerbt und möchten, dass ich daraus etwas mache.

Also kannst Du frei entscheiden, wie Du gestaltest?

Ja. Ich habe eine ganz starke Vorstellungskraft, wie etwas aussehen soll. Ich frage den Kunden, welche Art Schmuck ihm gefällt und habe schnell ein Bild vor Augen. Leider kann ich es ihm nicht so gut aufzeichnen, wie mein Vater das konnte. Stattdessen biete ich dem Kunden an, ein Schmuckstück zu machen – er müsse es dann ja nicht nehmen. Bisher wurde mir das immer abgenommen!

Was inspiriert Dich?

Es gibt mehrere Möglichkeiten. Auf einer Messe, oder wenn ein Edelsteinhändler in meinen Laden kommt, dann gefällt mir manchmal ein Stein besonders gut. Oft habe ich sofort eine Idee, was ich damit machen möchte. Manchmal passiert das aber auch nicht. Dieses Problem kennt wohl jeder: Manchmal fliegen Dich Ideen an und manchmal ist Kreativität eine entsetzliche Quälerei.

Mich inspirieren auch Muster und Strukturen, die ich irgendwo sehe. Das kann eine interessante Baumrinde sein oder sogar Muster auf Kanaldeckeln.

Siehst Du Dich eher als Handwerker oder als Künstler?

Mein Beruf kann künstlerisch sein oder handwerklich. Das hängt von dem ab, der ihn ausführt. Ein Ring kann aussehen wie seit Jahrhunderten. Oder eben ganz anders. Bei mir ist es je nach Auftrag handwerklich oder kann auch sehr künstlerische Formen annehmen. Kunsthandwerk ist ein gutes Wort dafür. Leider tun sich die Deutschen mit dem Begriff so schwer.

Was ist Dein liebstes Arbeitsmaterial?

Ganz klassisch Gold, im hochgoldhaltigen Bereich. Ich sehe keinen Sinn darin, teure Handarbeit in billiges Material zu stecken. Allerdings habe ich bedingt durch die hohen Metallpreise in den letzten Jahren auch viel mit Silber gearbeitet. Das ist vom Preis her nicht mit Gold zu vergleichen, aber natürlich auch ein schönes Material. Der Markt wäre natürlich viel größer, wenn Gold als Material nicht so teuer wäre.

Du hast den Goldschmiedebetrieb von Deinem Vater übernommen. Würdest Du das heute auch noch tun?

Ich sage immer noch: Das ist der richtige Beruf für mich. Der ist sogar so sehr der richtige für mich, dass ich es in einem zweiten Leben ebenso machen würde. Aber die Branche wird immer schwerer. Keines meiner Kinder möchte meine Nachfolge antreten. Und ich bin froh darüber, dass sie alle etwas anderes machen. Ich könnte es nicht verantworten, einem von ihnen dieses Geschäft für die nächsten dreißig bis vierzig Jahre zu übertragen.

Du warst häufiger als Gast beim KLUB DIALOG. Wie gefiel Dir damals der erste KLUB-Abend?

Eine Freundin hat mich mitgenommen und ich dachte, das ist ja richtig interessant! Mich hat die Unterschiedlichkeit der Beiträge und der Themen begeistert. Auch wie manche ihre Projekte vorstellen. Erst denkst Du, das ist ja ein total trockenes Thema, und dann präsentiert das jemand unglaublich unterhaltsam. Der KLUB DIALOG ist immer wieder inspirierend und erfrischend.

Du hast eigens für den KLUB DIALOG eine Anstecknadel aus Sterling-Silber angefertigt. Warum unterstützt Du den KLUB?

Ich tu das nicht für euch, sondern für mich! Ich möchte ja, dass es den KLUB weiter gibt, weil er mir Freude macht. Ich mache das aus rein egoistischen Gründen!

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